Psychische Gesundheit – Kommunikation in Post-Covid Zeiten
Wie die Pandemie die Kommunikation in Sachen psychischer Gesundheit beeinflusst hat
Wir alle wissen mittlerweile, dass die Zahl psychischer Erkrankungen durch die Corona-Pandemie in den letzten drei Jahren weltweit stark zugenommen hat. Im Covid-Jahr 2020 gab es laut einer Studie geschätzte 53 Millionen Fälle von schweren depressiven Störungen und 76 Millionen Fälle von Angststörungen zusätzlich, die auf die Viruskrise zurückzuführen sind. Das entspreche global einer Steigerung von 28 beziehungsweise 26 Prozent, schreiben Forscher der australischen Universität von Queensland und der Universität von Washington im Fachmagazin „The Lancet“.
Was sind die Gründe?
„Die Meta-Analyse zeigt, dass eine erhöhte Covid-19-Infektionsrate und eine verringerte Bewegungsfreiheit der Menschen mit einer erhöhten Prävalenz von schweren depressiven Störungen und Angststörungen verbunden waren“, hieß es. Die Pandemie brachte also viel Unsicherheit, Isolation und Stress mit sich. In Deutschland war die Zuwachsrate mit jeweils knapp 17 Prozent noch vergleichsweise niedrig. Infolgedessen ist es wichtig das Bewusstsein für die Bedeutung der psychischen Gesundheit und die verfügbaren Ressourcen zu ihrer Unterstützung zu schärfen.
Hauptsächlich sind gemäß der Studie jüngere Menschen betroffen. Die fehlende Interaktion mit Gleichaltrigen, Schulschließungen und die Angst vor Arbeitslosigkeit sind wichtige Faktoren. Aber Kinder und Jugendliche sind nicht die einzige Personengruppe, die betroffen waren:
- Die Arbeit unter Stressbedingungen, die Angst vor Ansteckung und die Belastung durch Überstunden haben dazu beigetragen, dass viele Mitarbeitende in Gesundheitseinrichtungen verstärkt unter psychischen Problemen litten.
- Ältere Menschen waren besonders gefährdet, sich mit COVID-19 anzustecken, und viele haben sich in Quarantäne begeben müssen. Dies konnte zu Isolation und Einsamkeit führen.
- Menschen mit bestehenden psychischen Erkrankungen wie Angst- und Depressionen hatten Schwierigkeiten, mit den zusätzlichen Belastungen der Pandemie umzugehen.
- Menschen mit geringem Einkommen mussten die finanziellen Auswirkungen der Pandemie bewältigen, was zu Stress und Angst führte.
- Menschen mit Vorerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenerkrankungen und Diabetes haben ein höheres Risiko, schwer an COVID-19 zu erkranken. Sie haben Angst vor einer Ansteckung und können unter Angstzuständen leiden.
Wen es auch immer betroffen hat, der Austausch, das Gespräch, die Anerkennung ist in so einer Situation wichtig. Durch die Isolation war oft eine persönliche KommunikationKommunikation ist die Vermittlung von Informationen... nicht möglich. Daher war eine der wichtigsten Veränderungen in der Kommunikation die zunehmende Nutzung von digitalen und virtuellen Plattformen. Da viele Menschen zu Hause geblieben sind, wurde verstärkt auf Online-Ressourcen und virtuelle Selbsthilfegruppen zurückgegriffen. Soziale Medienplattformen wie Twitter und Instagram wurden genutzt, um Informationen, Ressourcen und persönliche Geschichten zum Thema psychische Gesundheit zu verbreiten. Dazu kamen die digitalen Gesundheitsplattformen:
Digitale Gesundheitsdienste gibt es längst auch in Deutschland – von der Online-Terminvereinbarung, über Diagnose-Anwendungen bis hin zur Überwachung von chronischen Erkrankungen. Die Plattform Doctolib dürfte einigen aus der Terminvereinbarung zu Covidtests in Erinnerung sein.
Weitere Plattformen sind
- BetterHelp ist eine der größten englischsprachigen Online-Beratungsplattform, die Nutzer mit lizenzierten Therapeuten für Einzel-, Paar- und Familientherapie zusammenbringt.
- Jameda ist eine deutschsprachige Website, auf der Nutzer Therapeuten und Psychiater in ihrer Nähe finden und bewerten können.
- Der Verband Pro Psychotherapie e.V. setzt sich seit 2004 mit therapie.de für eine bessere Versorgung von Menschen mit psychischen Problemen und ihren Angehörigen ein. Sie vernetzt Nutzer mit qualifizierten Therapeuten für Video-, Telefon- und textbasierte Therapiesitzungen.
- Psyonline bezeichnet sich als die größte österreichische Online-Therapieplattform, die Nutzer mit qualifizierten Therapeuten für Video- und Telefontherapiesitzungen zusammenbringt.
- Projekt Prävention entstand im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ und ist eine Online-Plattform, die psychische Unterstützung für Menschen in Deutschland bietet, einschließlich Selbsthilfe-Tools, Informationen und Selbsthilfegruppen.
- Deprexis ist ein digitales Selbsthilfeprogramm für Depressionen, das von dem Pharmaunternehmen Servier angeboten wird.
- myTherapy ist eine App für psychische Gesundheit, die Selbsthilfetools und Ressourcen zur Bewältigung von Stress, Angst und Depressionen bietet, einschließlich Blog, Stimmungsüberwachung, Entspannungsübungen und einer unterstützenden Community.
- Im Aktionsbündnis Seelische Gesundheit haben sich über 140 Mitgliedsorganisationen angeschlossen mit dem gemeinsamen Ziel Psychische Erkrankungen nicht länger zu tabuisieren.
- Curamenta ist ein Angebot öffentlicher Träger und richtet sich an Interessierte, Erkrankte und deren Angehörige. Es vernetzt Nutzerinnen und Nutzer und befähigt sie, einzigartige digitale Angebote wahrzunehmen.
Ein Blick durch die unterschiedlichen Portale zeigt, dass sich die Organisationen verstärkt darauf konzentrieren, psychosoziale Dienste wie Beratung und Therapie über Video oder Telemedizin anzubieten, was einen einfachen und niederschwelligeren Zugang zu den Angeboten ermöglicht.
Neben der formalen Behandlung von psychischen Erkrankungen durch qualifizierte Psychotherapeuten in Deutschland gibt es eine Vielzahl von weiteren Angeboten im Bereich psychische Gesundheit.
- Es gibt viele Selbsthilfegruppen für Menschen mit bestimmten psychischen Erkrankungen, wie z.B. Depressionen, Angststörungen und Schizophrenie. Diese Gruppen bieten Unterstützung, Austausch und Informationen.
- Es gibt immer mehr Angebote für Online-Therapie, sowohl durch qualifizierte Therapeuten als auch durch Selbsthilfeprogramme.
- Es gibt private und öffentliche Kliniken und Einrichtungen, die sich auf die Behandlung von psychischen Erkrankungen spezialisiert haben, sowohl ambulant als auch stationär.
- Auch die Krankenkassen bieten unterschiedliche Angebote für die psychische Gesundheit, wie z.B. Beratungs- und Therapieangebote, sowie Präventionsprogramme.
- Heute bieten auch Arbeitgeber zunehmend Angebote im Bereich der seelischen Gesundheit für ihre Mitarbeiter, wie z.B. betriebliche Gesundheitsförderung, Stressmanagement und EAP’s (Employee Assistance Programs). Eine Entwicklung dort sind die „Feel-Good-Manager“. Sie sind dazu da, die Bedürfnisse aller Mitarbeiter aufzufangen und eine konstruktive Zusammenarbeit zu fördern. 348 gibt es davon laut einer XING Recherche.
Es zeigt sich, dass die digitale Kommunikation durch die Pandemie deutlich angestiegen ist. Die Flexibilität ermöglichst es Menschen, zu jeder Zeit und von jedem Ort aus auf Unterstützung zugreifen zu können. Darüber hinaus ermöglichen digitale Gesundheitsplattformen Unterstützung in Anonymität zu suchen. Da ist vorteilhaft für diejenigen, die sich unsicher oder verlegen fühlen, wenn sie um Hilfe bitten.
Digitale Gesundheitsplattformen sind meist auch kosteneffizienter als traditionelle Behandlungsformen, da sie weniger personelle und infrastrukturelle Kosten verursachen. Und zu guter letzt, auch wenn das den deutschen Datenschützern ein Dorn im Auge ist, die Gesundheitsplattformen ermöglichen es, Daten und Feedback von Patienten zu sammeln und zu analysieren. Was für eine gesunde Zukunftsperspektive, wenn wir die Wirksamkeit von vielen Behandlungen messen und die Angebote damit verbessern könnten.
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